Dienstag, 26. August 2014

Titisee zum zweiten

Giovanni’s Solo-Tour

Freitag, den 22. August 2014


Der Weg von Zürich ist bekannt, wir haben ihn schon einmal zurückgelegt. Diesmal fahre ich allein, begleitet von Sonnenschein. Allein die Brücke bei Waldshut nach Deutschland war gesperrt. So gibt es einen Umweg. Die Verzögerung sollte sich als Glück erweisen.
Ich habe ja Zeit. Natürlich habe ich Zeit. Das hiesige Leben ist an dem Faden der Zeit aufgefädelt. Wer keine Zeit hat, ist tot. Und dann zeitlos oder sogar zeitfrei. Und damit auch raumlos oder gar raumfrei. Was wir Menschen doch so alles von uns geben, ohne uns bewußt zu sein, was wir sagen.
Da ich Zeit habe, also ganz hiesig bin, will ich das auch geniessen. Also fliesse ich locker mit der Zeit, ich bin nicht auf der Flucht, wie manch gehetztes Menschenwesen, und dafür bin ich dankbar.
So erreiche ich den geräumigen Parkplatz von Lidl, auf dem sich schon eine ansehnliche Womo-Versammlung breit gemacht hat. Den Lidl habe ich lange verpönt. Aber jetzt bin ich dankbar für seine niedrigen Preise, auch wenn es nicht so viel gibt, was ich dort kaufen kann wegen der vielen Zusatzstoffe…
Zum Campingplatz Weiherhof ist es nur noch ein Katzensprung. Nahe am Restaurant, genannt Bootshaus, ist ein schöner Platz direkt am See frei. Wie mir die Nachbarn aus Nederland berichten, ist dieser gerade vor zehn Minuten frei geworden, sonst ist das Ufer besetzt. Wie gut, wenn man Zeit hat, und wie hilfreich doch Umwege sind.

Nachdem die Auffahrkeile platziert sind und die Markise ausgefahren, geniesse ich den Ausblick. Der Wind weht frisch und ich muß eine Jacke anziehen, um draußen zu essen. Einfach. Einpaar Kartoffeln mit Butter und Heringe. Essen an de Waterkant.
Es ist ein langsames Ankommen. Ich werde einige Zeit bleiben.
Samstag, den 23. August 2014
Frühstück am glitzernden See. Der Wind ist frisch und ich freue mich auf den heißen Kaffee, Brötchen vom Lidl. Vom Bootshaus ertönt «Happy Birthday» aus einer Drehorgel. Ist aber draußen kein Mensch zu sehen. Höre ich Stimmen…?
Später erfahre ich, daß einer der Mitarbeiter heute 18 Jahre alt wird.
Ich bereite mich auf abendliche Partysounds vor.
Der Ausflugsdampfer zieh seine Runde. Die vielen Wimpel in der Takelage scheinen der deutschen Flagge am Heck zu applaudieren - und schon vorbei.
Einige Wolken können das Glitzern des Wassers nicht aufhalten. Eine Ente schlägt mit den Flügeln auf der Badeinsel und springt ins Wasser. Ich widme mich wieder meinem Käsebrot.
Vor mir dümpelt ein Boot im See. Offenbar hat der Regen die Abdeckplane soweit gefüllt, daß das Boot bald mit dem Heck unter Wasser geht und absäuft. Ein eindrückliches Bild.
Eine Metapher? Mag es manchem so gehen wie dem Boot und braucht jemanden zum Pützen?


Der Tag entfaltet sich ruhig mit wechselndem Licht. Eigentlich wollte ich mich heute auf’s Fahrrad schwingen, aber ich lasse es noch ruhen, bin noch dabei, anzukommen.
Ich folge Byron Katie in «The Work», ein hilfreiches Werkzeug. Das Glitzern des Sees spiegelt das Licht in unendlichen Brechungen, die am Ufer auf und ab blinken und weiter draußen mit dem Wind ziehen wie eine Lichtwanderung.
Schauen wir, was die Gegenwart noch alles erglitzert….
Sonntag, den 24 August 2014
Nachts hat es z.T. kräftig geregnet. Doch der Morgen begrüßt mich mit Sonnenschein. Bei einem mittäglichen Spaziergang ins «Auenland» zeigt sich der Wasserspiegel recht hoch. Die Wolken ziehen wie verstreute Wanderer am Himmel, getrieben von manch grauer Front, die ab und zu Feuchtes auf uns ablädt.

Der Wind hat sich gelegt und der See wird zunehmend glatt, spiegelt wellig den Himmel.


Dienstag, den 26. August 2014
Es hat die ganze Nacht geregnet. Jetzt am Morgen wird es ein wenig heller und ich hoffe, der Regen hört bald auf. Die Markise soll heute noch trocknen, da es Morgen weiter gehen soll.



Kaum gesagt, da kommt ein zaghafter Sonnenstrahl und versilbert den See.
Ich bin meditativ unterwegs und habe den abendlichen Wein abgeschafft. Gegen Abend gibt es Momente, wo noch mal ein «gemütliches Glas» winkt. Aber es scheint kein körperliches Bedürfnis zu sein, es hat eher mit Zeit zu tun.
Tagsüber ist es keine Frage, aber dann, wenn der Tag zur Neige geht. Es ist wohl die Zeit, die wir haben, die Struktur und Ritual will, weil sie es gewohnt ist. Bricht ein Strukturelement und damit ein Ritual heraus, meckert die Zeit und will es zurück - oder wenigstens einen Ersatz dafür.
Aber da ich der Eigentümer der Zeit, meiner Zeit, bin, soll sie gefälligst mir folgen. So habe ich es schließlich beschlossen. Hier wird der Zen-Meister auf seinen berühmten Satz: «We will see…» verzichten müssen und sagen: «Folge der Absicht…» Denn die Gemütlichkeit der OH-Gruppen ist «ach, wie so trügerisch», und breitet sich wesentlich weiter in der Zeit aus, als das anfängliche Versprechen des ersten Glases, daß nur kurz gehalten wird, um die Tribute - nicht die von Panem - sondern die von der Energie einzufordern.
Die Ausflugsdampfer kreisen unbeirrt und ziehen ihre Runden. Auch dies ein Ritual, das zu manchem Touristen gehört. Die Sonne hat sich wieder versteckt, das nützt ihr aber nichts, denn ich weiss, daß sie ist. Alles, was ist, hat eine gute Chance, auch einmal sichtbar zu werden…
So, jetzt ist Zeit für einen grünen Tee und ein ruhiges z’Morge. 
In diesem Sinne alles Gute, liebe Grüsse aus dem Schwarzwald mit seinen Highlights,
und bis neulich.… 
Giovanni

Mittwoch, 20. August 2014

Unterwegs

August AD 2014

Der Aufenthalt in Hamburg nähert sich dem Ende. Es gibt noch eine Grill- und Café-Session unter der Tanne im Garten. Es ist immer noch fast 30°, doch unter Baumes Schatten ist es angenehm.
Unsere «Perlen» verwöhnen uns von Wurst bis Kuchen,
es bleibt kein weiterer Genuss zu suchen,
und nahtlos reih'n sich für den Gaumen,
die Freuden - davon kann man lange traumen....


Es geht weiter Elbaufwärts über Geesthacht, Lauenburg bis in den Naturpark Elbetal.



Wir werden von Störchen umzingelt. Zu Dutzenden stehen sie auf den Feldern und fressen offenbar Mäuse, wie man uns erklärte.


Wir befinden uns auf einem Arche Bauernhof. Während die Störche über unseren Köpfen fliegen, erklärt uns das Bauernehepaar ihren Hof und die Bedeutung zur Erhaltung bedrohter Nutztier-Rassen.
Diese Höfe bieten auch Stellplätze für Wohnmobile. Eine sehr naturnahe Variante.


Die kleinen Städte geben uns den Eindruck, in der Vergangenheit gelandet zu sein.
Kaum triff man Menschen hier.


Wir landen in der Nähe von Gorleben. Überall Symbole gegen das Atommüll Lager.
Die Landschaft ist einmalig schön und es wird uns die Frage einmal mehr bewußt,
wie es möglich ist, seit vielen Jahrzehnten Abfall zu produzieren, für den es keine Lösung gibt.

Wir finden einen herrlichen Campinglatz in Gartow, mitten im Naturpark Elbetal. Es ist mehr Park als Campingplatz. Die Ruhe tut gut und wir verweilen. Umgeben von Wäldern und Heide schwingen wir uns auf unsere Fahrräder, vorbei am Försterhaus über schier endlose Waldwege.



Man erzählte uns, dass hier sogar ein wildes Rudel Wölfe lebe, aber sie wollten uns offenbar nicht begrüssen. Interessanterweise lasen wir gerade seit einigen Tagen ein Buch von Jodi Picoult, in dem es sehr um Wölfe geht. Rosie meinte eines Abends die Wölfe heulen zu hören.
Nachdem wir so viel über die Wölfe gehört hatten, hatten wir keine Angst bei dem Gedanken, sie zu Nachbarn zu haben.
Es gibt auch einen See in Gartow, der mit der Elbe verbunden ist. Wir radeln über die Deiche und lassen Kulinarisches auf uns wirken...


Rosie betrachtet die Wolken nicht ohne Sorge, es sieht nach Regen aus.




Das Wetter schlägt langsam um und wir machen uns auf den Heimweg. Hinter uns regnet es bereits.


Auch am Bodensee ist es regnerisch mit trüben Aussichten. So geht es zurück in die Schweiz.
Ein Zwischenhalt im Iberg-Castle bei lieben Freunden lässt uns das Wetter vergessen.
Dann geht es nach Hause - und wie immer, alles Gute und bis neulich ...

Mittwoch, 6. August 2014

Hamburg im Juli / August

Sommer AD 2014


Wir sind wieder in Hamburg, ein wenig stationär, geniessen die Sonne, schwitzen in der ungewöhnlichen Wärme, flüchten uns in den Garten - unter der Tanne ist es am angenehmsten. Diese Tanne hatte ich vor etwa 56 Jahren als kleines Bäumchen gepflanzt, jetzt ist sie riesengroß und spendet angenehmen Schatten.


Um uns herum blüht es herrlich, die Rosen sind unermüdlich, die Hortensien ...





... die Malven scheinen nur für die Hummeln da zu sein, ein unermüdliches Treiben.



Eine Spinne wartet auf ihr Fliegenfrühstück ...



Natürlich geht es auch in die Stadt. Beim Jungfernstieg geht es in die Europa Passage. Hier feiert die Globalisierung ihre Konsum-Orgie - man könnte in irgendeiner Stadt sein ...


 ... ob Schuhe für geizige Füsse ...



 ... oder ein marktgerechter Elbenwald ...


 ... von Hobbit ....

... bis Harry kommt hier alles zu Potte ...



 ... einschliesslich der passenden Zauberstäbe, die das Shoppen 
zum Wunder verwandeln ....



Kult per Rolltreppe - die letzte Jungfernstiege ...





Raus aus dem Neon-Groove in die Nostalgie der Speicherstadt. Das Wasserschlösschen am Brückenkopf ist die willkommene Oase.



Ein Tisch zwischen den alten Speichern gibt Ausblick auf die Fleete. Ab und zu fährt unten eine Barkasse mit Hafenrundfahrt vorbei. Sonst ist idyllische Ruhe.



Die Speisekarte macht keinen Hehl aus der Nähe zur Waterkant ...







Wir ziehen weiter am Fleetschlösschen vorbei. Ein wirklich kleines Schlösschen, aber an die Treppe für vorbeifahrende durstige Schipper wurde gedacht ...


Alles in allem ein schönes Leben in dieser Gegend ...



... bewacht von zwei friedlichen Hunden.



Hierher kam man seinerzeit nur über den Zoll, als dieses Gebiet noch Freihafen war. Die letzten beiden Grenzwächter schauen allerdings nur noch unbeteiligt aus dem Häuschen.



Es ist ein Museum geworden.



Übrig geblieben sind kuriose Strassennamen wie Alter Wandrahm. Wer mag hier den Rahm bei St. Annen an die Wand geschmiert haben und warum.



... und wer sich damals beim Schmuggeln erwischen liess, der landete im Dovenfleet ...



Wir gehen vorbei an den Eck-Kneipen zur nächsten U-Bahn Station. Die Hitze in der Stadt setzt uns trotz leicht verhangenem Himmel zu, und wir sehnen uns nach dem Platz unter der Tanne.



Es bleiben uns noch einige Tage, dann wird es weiter gehen - we will see ...

Also dann - Moin Moin und bis neulich.