Sonntag, 16. März 2014

Reif von der Insel

14. 15. März AD 2014

Es ist Zeit zum Weiterziehen. Zum Wochenende soll das Wetter schlecht werden. Jetzt scheint zwar noch die Sonne, aber an einem Morgen im Regen alles abzubrechen ist sehr ungemütlich. Also nutzen wir den noch schönen Morgen, zusammen zu packen. Es sollte sich später zeigen, daß dies ein weiser Entschluss war.
Die Entsorgung wurde erledigt, abgerechnet und wir fuhren gleichzeitig mit Gaby und Micha los. Wir hatten uns lose an einem Ort mit dem schönen Namen «Kühlungsborn» verabredet. Es dauerte eine Zeit, bis wir uns den Namen merken konnten. Irgendetwas an dieser Buchstabenkombination war nicht eingängig.
Frau Dose [unser Navi] war programmiert und wir folgten ihren Anweisungen. Leise Zweifel an «Doses» Richtigkeit traten auf, als die Wegweiser an der Straße eindeutig zu einer Fähre wiesen.
Voraus lag die Wittower Fähre. Unsere Bedenken waren unnötig. Der Weg war richtig, und überdies abwechslungsreich und malerisch.
Wir mußten nicht lange warten und fuhren auf die Fähre. Das erste Mal für unser Womo auf dem Wasser.





Wir fuhren weiter auf der L30, kamen bei Samtens auf die Hauptstraße zur großen Brücke auf's Festland durch Stralsund.
In Kühlungsborn fanden wir den den Parkplatz, der auch als Stellplatz für eine Nacht gut ist. Einige Womo's standen schon da. Aber unsere Freunde waren nicht dabei. Nach kurzer mobiler Kommunikation war klar, daß sie inzwischen nach Rerik weitergefahren waren, da wir spät waren. Wir fuhren hinterher, ganz froh, die «Parkhaus-Idylle» neben dem Platz hinter uns zu lassen.
Wir standen auf der Straße, die das Salzhaff vom Meer trennte. Zur See links ein Deich und rechts ein schöner Blick übers Haff.
Die Uferpromenade offerierte uns einen Unterschlupf in einer Piratenkneipe. Während wir unseren Hunger stillten, frischte der Wind auf. Die Nacht wurde stürmisch, Windstärke 8, Regen kam dazu, es schaukelte und prasselte, wir standen zum Glück hinter dem Deich, und zum Glück nicht mehr am offenen Steilufer in Rügen mit ablandigem Wind... Da wäre es auch mir unheimlich geworden.
Trotz allem war das gemeinsame Frühstück wunderbar, auch wenn einige kaum geschlafen hatten...


Am Salzhaff war der Wind noch erträglich ...





... doch auf der Seeseite nahm mir der Wind den Atem. Es fühlte sich an wie ein Sandstrahlgebläse.



Um einige Erfahrungen reicher nahmen wir Kurs auf Hamburg und erreichten mit langsamer Fahrt am Wind vorbei unseren Hafen in Meiendorf.

Frühstücks-Fern-sehen

13. März AD 2014

Und schon wieder lächelt die Morgensonne. Die Camper kriechen aus ihren Womo's, treffen sich und beschließen ein gemeinsames Frühstück, Küstenkaffee, Fernsicht-Brötchen, und kaum war es ausgesprochen ...


... kam auch schon der erste Kaffee am Hund vorbei, der morgendlichen Kehle entgegen ...


... nein, der Hund bekommt keinen, er darf das Sofa bewachen, von innen.


Schnell sind die Tische aufgestellt, jeder bringt, was er hat, und schon kann's los gehen.


Warten auf's Brötchen?


Ach ne, die hab ich ja selber geholt ... und schon kann's los gehen


Frühstücks-Fernsehen - weite Sicht bis zum Horizont ... wenn man Rosi's Lieblingstablett bewundert hat ...


... und dieses Fern-Sehen hat einen weiten Horizont ...


... hat echten Nährwert ...


... und ist schmackhaft - durchgehend ohne Werbepause ....


Die Sonne steigt, und was ein rechter Wachhund ist - «Dog in Black» - der hat auch 'ne rechte Sonnenbrille.




Dann heißt's Aufbruch für die einen, und ein weiterer Sonnentag am Meer für die anderen.

Velopedibus electricus

12. März AD 2014

Schon wieder ein schöner Sonnenaufgang... ich weiß, haben wir schon gesehen, und der letzte war auch der bisher schönste.
Sarah trudelt ein und wir machen uns bereit für unseren geplanten Fahradausflug zu den Kreidefelsen.
Die Luft ist immer noch frisch, also die Handschuhe angezogen und 'ne kleine Mütze unter den Helm.
Wir fahren an Juliusruh vorbei auf dem schmalen Landstreifen nach Glowe und dann Richtung Lohme. Hier befindet sich der Nationalpark Königsstuhl.
Den Königsstuhl sehen wir vom Viktoria Blick aus.

Kreidefelsen Königsstuhl von Viktoriasicht aus gesehen

Es schein ein idealer Ort für Liebesschlösser zu sein, das hatten wir ja in Hamburg schon. Da waren es allerdings viel mehr. Offenbar gibt es weniger Leute in dieser Region - oder, wie man in Hamburg sagt: sie kommen nicht so recht «zu Pott». Wer weiss.


Das Ding hängt ganz schön in der Luft, und das Schild «Betreten auf eigene Gefahr» bezieht sich wohl weniger auf die Gefahr, hier mit einem Schloss an die Liebe gekettet zu werden.



Es wird recht kalt und wir machen uns auf den Rückweg. Der Rückweg ist besser ausgezeichnet und wir kommen durch malerische Gebiete auf kleinen Velowegen. Kurze Rast am Spykerschen See.

Spyckerscher See

Spyckerscher See

Spyckerscher See

Am Ende haben wir gut 66 km abgefahren und ich fühle mich vom Wind total durchgepustet und ein wenig durchgeritten...
Zum Abschluss gibt es noch ein gemütliches Abendessen mit unseren tollen Camper-Nachbarn in Juliusruh - und was der Julius serviert schmeckt lecker und die Ruh tut gut...

Habitatores Insulae Ruegensis *

* es lebe unser altes Küchenlatein...

13. März AD 2014

Der nächste Morgen beginnt wieder mit einem wunderbaren Sonnenaufgang, der den gestrigen noch zu übertreffen versucht. Kurz nach fünf Uhr beginnt das Schauspiel. Wolken formen sich am Himmel, bilden Skulpturen, lassen sich bereitwillig einfärben von den heraufkommenden Sonnenstrahlen, die ihre Finger nach allem ausstrecken, was sie reflektiert.

Sonnenaufgang

Ein Wolkenvogel scheint dem werdenden Licht zu entspringen und scheint mit ausgebreiteten Schwingen die Sonne mitziehen zu wollen. Er erinnert ein wenig an die vielen Kraniche, die die Insel zur Zeit bevölkern auf ihrem Weg nach Norden. [Manch einer mag sich noch an die Schulzeit erinnern, als wir «Die Kraniche des Ibykus» auswendig lernen mußten. Ob einige hier aus griechischen Gefilden kamen, behielten sie für sich.]

Sonnenaufgang

Dieser Morgen verführt uns zu einem frühen Ausflug. Wir schwingen uns auf unsere Fahrräder Richtung Kap Arkona. Der Weg führt direkt am Ostseeufer entlang nach Norden und ist für Autos gesperrt. Trotz strahlender Sonne ist die Luft kalt. Das nahe Großsteingrab Riesenberg bei Nobbin bietet eine willkommene Pause vom Fahrtwind.


Dieses Hünengrab ist eine Magalithanlage aus der Jungsteinzeit. Trotz der Zeitbezeichnung «Jung-» doch schon ein wenig älter.

 Großsteingrab "Riesenberg" bei Nobbin

 Großsteingrab "Riesenberg" bei Nobbin

Ein wenig aufgewärmt von der Morgensonne geht es weiter auf der Uferstraße ...


... an einigen Höfen vorbei, die sich weit auseinander einsam in der Landschaft verteilen, ...


... und auch vorbei an Gemäuer, das kaum noch an Bewohner erinnert, seien es auch nur vierbeinige.



Kap Arkona, der fast nördlichste Punkt der Insel, kommt mit seinen Leuchttürmen in Sicht. Auch hier weiße Steilufer.


Und wieder treffen wir den Kranich an, diesmal überlebensgroß und von Menschenhand gemacht. Er schaut gen Osten. Ob das eine Bedeutung hat, wissen wir nicht.

Kranich, Holzskulptur

Kap Arkona selbst ist nicht so spektakulär. Es gibt zwei Leuchttürme und einige Gelegenheiten zum Cafétrinken und Souvenirs kaufen.

Kap Arkona Leuchtturm

Uns haben die Details interessiert, was die Zeit so übrig ließ ...

Hochseetonne, ausgemustert

... wie zum Beispiel der Rost, der seine Muster prägt. Hochseetonnen, die einst den Schiffen den Weg wiesen ...

Kap Arkona, Hochseetonnen

... und jetzt als Schrott den Weg säumen. Erinnerung an vergangene «Er-Fahrungen» auf dem Meer.

Kap Arkona, Hochseetonne, Schrott

Wir drehen bei, fahren durch die Reste des Dorfes, noch etwas Warmes trinken, einen heißen Sanddorn mit Sahne - Sanddorn gibt es hier wie Sand am Meer - und zurück geht der Weg wieder am Ufer entlang, diesmal gen Süden zu unserem Camping Platz.

Montag, 10. März 2014

Reif für die Insel...

9./10. März AD 2014

Es ist wieder Zeit, die Nase in den Wind zu stecken.
Sarah ist schon nach Rügen abgefahren, und wir haben uns dort verabredet. Der Ort hat den heimeligen Namen «Juliusruh». Der Name sollte sich, oberflächlich gesehen, als unwahr herausstellen, denn ruhig ist es dort nie. Immer rauscht das Meer, was wunderschön ist, und uns andererseits auch sehr beruhigt. So gesehen stimmt der Name eben doch.
Die Auswahl an Stellplätzen ist gross, und wir fanden einen vielversprechenden Campingplatz ganz nahe beim Julius und seiner Ruh im Stellplatzführer.
Es ist ein Sonnensonntag und wir sind wieder «on the road». Autobahn nach Lübeck, dann Richtung Stralsund [bekannt durch Mord- und andere Kriminalfälle].
Immer wieder begegnen wir den «Güggels», dem Landgeflügel auf Küchenfahrt. [Einen Gruß an MaGü...]


Frau Dose [unser Navi] hat einen Stau entdeckt und leitet uns über Land auf Alleen und kleine Dorfstrassen. Die Biker hat das Sonntagswetter ebenfalls rausgelockt.


Wir nähern uns der Insel. Letzte Ausfahrt bevor es auf die grosse Brücke zur Insel Rügen geht.


Die Brücke führt uns über zwei Kilometer lang über die Ostsee, vorbei am Hafen von Stralsund. Der Werftname erinnert noch an die ehemaligen DDR-Bezeichnungen. Da hieß alles VEB [Volkseigener Betrieb].



Es ist fast geschafft. Der Seewind ist hier recht spürbar und kommt zum Glück nicht direkt von der Seite.


Die Insel ist teilweise hügelig. Die Bauweise der Kirchen war gedrungen und die Türme hatten früher eher die Funktion von Wehrtürmen als von Glockentürmen.


Gegen fünf Uhr erreichen wir unseren Platz, und er ist schöner, als wir es uns vorgestellt hatten. Wir können direkt am Meer stehen. Nur ein wenig Steilküste trennt uns vom Wasser.


Die Abendsonne lädt zu einem kleinen Hock ein. Das erste Mal können wir unsere Campingstühle benutzen. Da gibt es dann natürlich ein gemütliches Feierabendbier, Flensburger Pils aus der althergebrachten Bügelflasche... Ein bisschen Tradition muss sein.


Am nächsten Morgen sind wir früh wach. Die Dämmerung weicht einem wunderschönen Sonnenaufgang, den wir nicht verschlafen wollen. Eine kleine Treppe neben unserem Platz führt an den Strand.


Es gibt sogar einen Sitzt für die Bay-Watchers - um diese Jahreszeit allerdings verwaist.








...und auch «Pflegerin Petra» genießt das Morgenrot - sie hat vor lauter Begeisterung ihre Schuhe vergessen...


Die Sonne steht jetzt schon hoch genug, um eine angenehme Wärme zu verbreiten. Es ist Zeit, dem Meer zu zuhören, den Möwen beim Flug zu zusehen, und den Schwan zu begrüssen, der hier an unserer Küste paddelt. Also dann, moin moin und bis neulich....